Formenbau-Erfahrungen

Zusammenfassung der Formenbau-Erfahrung

Eine aufgestellte Theorie ist nur so gut, wie sie sich in der Realität abbilden lässt. Dies gilt besonders da, wo ein Profi-Modellbauer Empfehlungen abgibt und diese vom Laien umgesetzt werden.

Nachfolgend werden die Erfahrungen aus den Werkzeugherstellungen beschrieben, welche nach dem gleichen Vorgehen zur Erstellung von Negativ-Formen hergestellt wurden.

Gewebe beschriftet bereitlegen

Vor dem Laminieren sollte möglichst Alles gut vorbereitet werden. Insbesondere wenn man Gewebe zuschneidet, sollte man es beschriftet bereitlegen, damit nachher der 45/90°-Aufbau auch für alle 4 Flügel-Formhälften mit den entsprechenden Lagenaufbauten erfolgt. Bei mir lagen zwischen der ersten und der letzten Herstellung der Flächen-Formen annähernd 1 Monat dazwischen.

Die Ausschnitte für die Positionierstifte in den Gewebelagen realisierte ich nach dem Applizieren der jeweiligen Gewebelage durch einen Schnitt diagonal zu Schuss und Kette. Dazu wurde Gewebe sauber auf der Stifthülse aufgelegt.

Formen-Rahmen fest fixieren

Wer saubere Kanten an den Formrändern will, tut gut daran nicht denselben Fehler zu begehen wie ich. Ich hatte den Aufbau der Rumpfformen direkt plan auf dem Tisch gemacht und dazu nur zwei Schraubklemmen von oben an den Formrahmen befestigt. Damit entstanden erstens geringfügige Spalten am Formenrand, da wo es keine Schraubklemmen hatte und zweitens hatte ich Probleme die Stapelfasergewebe in die Form einzulegen. Dämlicherweise habe ich dazu auch noch die Schraubzwinge gelöst, wodurch das an-gehärtete Formenharz an der Kante abgelöst wurde.

Abbildung 490 Leitwerksform mit eingebrachten Formenharz

Abbildung 490 Leitwerksform mit eingebrachten Formenharz

Beim Einbringen des Formenharzes soll darauf geachtet werden, dass insbesondere an den Kanten etwas mehr Harz zu liegen kommt und dass die Form bis oben an den Rand ausgestrichen wird. Damit wird eine nachträgliche Facette möglich.

Für die folgenden Formen besorgte ich mir zuerst weitere Schraubzwingen, dass ich alle 50 cm eine Fixierung realisieren konnte und weiter positionierte ich die Schraubzwingen unter der Form. Dazu legte ich pro 50 cm jeweils zwei Abstandhalter auf dem Tisch auf. In meinem Fall kamen S3150-Schachteln zum Einsatz, welche optimale Freiheit unter Der Form ermöglichten.

Abbildung 497 Flügelform mit Formen-Rahmen befestigt zum Abformen

Abbildung 500 Flügelform mit eingebrachter Klemmplatte an der Flächenwurzel

Abbildung 500 Flügelform mit eingebrachter Klemmplatte an der Flächenwurzel

Anformung der Formen-Trennung an der Wurzelrippe

Die Aufteilung der Flügelformen in Flächenteil und Klemmblock zeigte sich als einfach und präzis positionierbare Lösung. Die Ausrichtung der Teile wurde durch die Verlängerung der Torsionsstifte sichergestellt und die Fixierung mit einem Tropfen Sekundenkleber gesichert. Hierzu wurden an der Formen-Trenn-Kannte mittels Klemmen ein entsprechend überstehendes Holzstück befestigt, an dem der Klemmblock vor dem Verkleben an-gedrückt werden konnte. Somit wurde ein passender Übergang der Formen-Trennebene von Flügel auf die Klemmplatte sichergestellt. Die geringfügig entstandenen Spalten wurden mit Plastilin ausgestrichen und verhinderten das spätere Eindringen des Formenharzes.

Einsätze Beweglich

Anfänglich hatte ich geplant, für die Positionierstifte an Flügel und Leitwerk entsprechende Schieber zu verwenden. Für den Aufbau war es jedoch einfacher gekürzte Stifte direkt in der Form einzubauen. Die leichten Hinterschnitte sind beim entfernen der Urformen nur wenig störend und hinterlassen vertretbare Deformationen

Feste Poraver-Hinterfüllung

Das eingefärbte Harz hat prima funktioniert. Mann muss nur schauen, dass bei dieser grossen Menge auch Harz und Härter richtig mischt. Ich habe es fertig gebracht, zweimal den gleichen Kanister zu verwenden und musste entsprechend die Form wieder ausschaufeln und neu befüllen, damit eine feste Hinterfüllung realisiert werden konnte. Das Mischen von Harz und Poraver erfolgte jeweils in Portionen von 1.5 l, welche in einem Kübel mit einem grossen Schraubendreher angerührt wurde.


Abbildung 491 Leitwerksform mit eingebrachter Poraver-Hinterfüllung

Abbildung 499 Flügelform Aushärten des Abschlussdeckels

Abschluss und Besäumen der Formen

Zum symmetrischen Aufbau der Formen wurden nach dem Einbringen der Poraver-Füllung der Umgekehrte Laminat-Aufbau als Abschlussdeckel zu tätigen. Dieser wurde direkt auf die Form laminiert. Nachdem die letzte Schicht auf-laminiert war, wurde die Form mit einem eingetrennten beschichteten MDF-Platte abgedeckt. Das ganze Paket wurde umgedreht und wie schon zuvor der Formenaufbau beschrieben, auf Abstandhaltern über dem Tisch gelegt. Damit die Schraubzwingen Beidseitig angebrachte werden konnten.

Nach dem Aushärten und entfernen der Klemmen wie auch der MDF-Abdeckplatte wurden die überstehenden Laminat-Ränder mit einer Dozuki oder Japan-Säge entlang der Formenseite abgesägt. Dies war gegenüber den ersten Versuchen mit einem Metallsägeblatt wesentlich präziser und verletzte auch die Seitenwand der Form praktisch nicht. Durch das Dünnen Sägenblatt war die benötigte Kraft sehr klein, die entstehenden Sägespäne minimal und der Schnitt sehr präzise, was eine nachfolgenden Schleifarbeit auf ein Minimum reduzierte.

Freistellungen nicht Notwendig

Ursprünglich hatte ich entlang der Formen-Rahmen Aussparungen geplant für das spätere Trennen der Formen. Dazu hatte ich entsprechende Freistellteile aus Plexiglas gelasert und nach dem Eintrennen entlang der Formkante mit Sekundenkleber auf die Trennebene geklebt.

Beim Versuch die positive von der negativen Formhälfte zu trennen hatte ich zuerst diese Freistellteile mit den Stechbeitel getrennt. Es zeigte sich aber, das eine solche Stelle ausreichend ist, das Plastilin dazu besser geeignet ist und das unter Verwendung von Entformungs-Keilen die Form rundherum problemlos gelöst werden kann.


Abbildung 498 Flügelform Besäumen des Abschlussdeckels

Abbildung 498 Flügelform Besäumen des Abschlussdeckels

Fehlender Hochglanz nach entformen

Leider musste ich feststellen, dass die Verbindung der aufgebrachten Wachsschichten auf dem Urmodell sich beim Trennen dieser und Negativ-Form in letzter haften blieb. Diese konnte zwar einfach mit dem Fingernagel abgeschält werden. Trotzdem war es ernüchternd zu erkennen, dass der aufwendig vorbereitete Glanz der Oberfläche zuerst wieder durch zusätzliche Massnahmen erarbeitet werden musste.

Beim Versuch diese Schicht mit Aceton auszuwaschen, habe ich örtlich eine Beschädigung verursacht in dem ich eine kleine Pfütze mit einem Tuch ausrieb. Dabei löste sich partiell der Formenlack auf. - Also Achtung im Umgang mit Aceton. - es ist Teufelszeug ;-)

Unter Verwendung von Clean N' Glaze konnte ich trotzdem noch eine glänzende Oberfläche hinbekommen, bevor ich den Wachs in die Form eingerieben habe.

Abbildung 497 Flügelform Ausformung der Rippen an der Klemmplatte

Abbildung 497 Flügelform Ausformung der Rippen an der Klemmplatte

Präzise Kanten möglich

Der Aufbau mit Formenharz und Kupplungsschicht muss im Bereich der Klemmplatte sehr präzise erfolgen. Hier sollte nicht mit Material gespart werden, um auf für die Dünne Rippe zwischen den Freistellungen für den Ballast sauber ausgeformt werden.

Reparatur von Lunkern und Fehlstellen

Leider habe ich an einigen Stellen zu wenig Formenharz eingebracht. Insbesondere an der versenkten Formen-Trennebene am Rumpf. Hier ist zwingend ein konzentriertes Arbeiten notwendig und es empfiehlt sich nie mehr als 100 g Formen-Trennharz anzurühren, damit das Material nicht vorzeitig geliert. Die Korrekturen habe ich nicht mit Formenharz, sondern mit Uhu Endfest 300 gemacht, da sich dieses gegenüber dem mit Füllstoff gemischten Formenharz beim Bearbeiten nicht mehr polieren lässt.

Fazit

Der Aufbau von negativ abgeformten Formensätzen aus positiv gefrästen Urmodellen ist ein riesen Stück Arbeit!

Die Enttäuschung über einen ausbleibenden Hochglanz nach so vielen Stunden Arbeit sollte die 30% höheren Kosten für dichteres Blockmaterial rechtfertigen. Eventuell hätte das Aufbringen eines härteren voll deckenden Acryllack zu einer besseren Grundlage für das Polieren der Urformen gesorgt. - Nur was vorher geglänzt hat, kann nach dem Abformen auch noch glänzen. - Ich würde die Lackschicht sicher vor einer zweiten Abformung so testen.

Abbildung 502 Formensatz von Luzi 2

Durch das sequentielle aufbauen der Formen, waren weniger Formen-Rahmenteile im Einsatz als ursprünglich beschafft wurden. Das Abdichten der Säge-Kanten mit Tesa war ein sehr guter Ansatz und konnte nach der Reinigung auch problemlos erneuert werden. Ebenso zeigte sich der mit Tesa eingefasste Balsasteg als sehr gute und einfach zu entfernende Lösung. Es ist aber zu Empfehlen zwischen Blutrinne und Formrand einen Abstand von 3 mm zu gewährleisten um allfällige Abplatzer beim Entfernen zu verhindern.

Mit Ausnahme der Freistellungen und der besagten Oberflächenbehandlung würde ich den gewählten Aufbau wieder so durchführen.